Stable-Stuff – natürliches & gesundes Pferdewissen

Strahlend leuchtend gelb, schön anzusehen, aber hoch giftig: Schon die kleinste Menge Jakobskreuzkraut kann tödlich für dein Pferd enden. Nicht nur auf der Wiese, sondern auch im Heu. Wir erklären, was Jakobskreuzkraut für Pferde so gefährlich macht, warum es sich immer mehr ausbreitet, wie du es auf der Wiese erkennst und so dein Pferd schützen kannst.

 

Jakobskreuzkraut für Pferde – Übersicht

Was ist Jakobskreuzkraut? Steckbrief

Jakobskreuzkraut (lat. Senecio Jacobaea), oder auch Jakobs-Greiskraut, gehört zu den Greiskräutern – einer leider bei uns heimischen Pflanzengattung. Es ist hochgiftig, nicht nur für Pferde.

 

Der Name entstand durch einen Tag im Juli. Seit dem achten Jahrhundert gedenkt die Kirche am 25. Juli Jakobus des Älteren, Bruder des Evangelisten Johannes. Da zu dieser Zeit die Pflanze blüht, bekam sie diesen Namen.

 

Alle Pflanzenteile des Jakobskreuzkrauts enthalten Pyrrolizidin-Alkaloide, kurz PA. Das sind stickstoffhaltige, organische Verbindungen. Diese werden in der Leber abgebaut und entfalten dort ihre hochgiftige Wirkung. Dadurch wir die Leber zerstört, das Zentrale Nervensystem  (ZNS) geschädigt und lösen Krebs aus.

 

 

Aussehen: erreicht eine Größe von etwa 30-120 cm und bringt gelbe Blüten mit 13 gelben schmalen Blütenblättern hervor. Stark gefiederte Blätter, welche im rechten Winkel von der Pflanze abstehen. Im ersten Jahr blüht das Kraut noch nicht. Dann bildet sich aber schon eine Blattrosette. Die Blätter sind am Anfang noch rundlich. 

 

Saison: Blühzeit beginnt im Juni und zieht sich bis September

 

❗ Vorsicht vor Verwechslung mit Rainfarn, Habichtskraut oder Johanniskraut!

Common Tansy (Tanacetum vulgare) - Tualatin SWCD

Reinfarn 

Bildquelle:
https://tualatinswcd.org/species/common-tansy/

 

 

 

 

 

Habichtskraut ᐅ Heilpflanze oder lästiges Wildgewächs?

 

Habichtskraut

Bildquelle:
https://www.lubera.com/de/gartenbuch/habichtskraut-p4903

 

 

 

 

Johanniskraut – Schöne Blüten aber giftig - Reiten-weltweit.info - Reiten  und Pferde onlineJohanniskraut

Bildquelle:
https://reiten-weltweit.info/2012/johanniskraut-schone-bluten-aber-giftig/

 

 

Fressen Pferde Jakobskreuzkraut?

Die Giftpflanze enthält viele Bitterstoffe, als Abwehr gegen natürliche Fressfeinde, daher schmeckts sie auch sehr bitter. Bei älteren Jakobskreuzkraut-Pflanzen verfärbt sich der Stängel leicht rötlich. In diesem Stadium fressen Pferde die Giftpflanze in der Regel nicht.

Anders sieht es aber bei den Jungpflanzen aus. Diese wachsen als Blattrosetten am Boden und werden dort häufig von den Pferden, aber auch Rindern, Ziegen und Schafen im frischen, noch niedrigen Gras übersehen

 

Wieso ist Jakobskreuzkraut so gefährlich für Pferde?

Eine tödliche Dosis für ein Pferd liegt bei einer Aufnahme von 40g pro kg Pferd

 

Aber auch kleine Mengen haben Folgen. Frisst ein Pferd immer wieder kleine Mengen, sammelt sich das Gift im Körper an und kann so zu einer chronischen Vergiftung führen. Meist bemerkt man dieses nicht, hierdurch wird aber die Leber extrem geschädigt. Bei trächtigen Stuten kann es sogar zu Fehlgeburten führen.

 

Noch gefährlicher wird die Pflanze im getrockneten Zustand, also im Heu, denn dann verlieren sich die bitteren Stoffe und die Pferde erkennen sie nicht mehr als Giftpflanze. Es wird daher nicht aussortiert, sondern einfach mitgefressen. Hier steigt das Risiko, dass das Pferd sich mit Jakobskreuzkraut in Heu, Heulage, Strukturfutter und Pellets vergiftet. 

 

Jakobskreuzkraut-Vergiftung beim Pferd erkennen

  • Gewichtsverlust
  • Konditionsverlust
  • Häufiges Gähnen
  • Schrunden in der Fesselbeuge (werden leicht mit Mauke verwechselt)
  • Kolik oder Verstopfung
  • Blut im Kot oder Urin
  • Erhöhte Leberwerte im Blutbild
  • Unruhe, Taumeln, Ataxie, zielloses Umherwandern des Pferdes ­(walking desease)
  • Kotwasser bis matschigen Kot
  • übermässiges Schwitzen
  • veränderte Atmung
  • stumpfes Fell
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Bewusstseinstrübung
  • stumpfer Gesichtsausdruck
  • Lethargie oder plötzliche Aufregungszustände
  • weiße Abzeichen an Kopf und Beinen röten sich

 

Die meisten Vergiftungen mit Jakobskreuzkraut verlaufen schleichend. Im Blutbild lässt sich erstmal nichts erkennen, da die Leber wahnsinnige Kompensationsmöglichkeiten besitzt. Die Leberwerte verändern sich erst, wenn es schon fast zu spät ist, ab mehr als 50% Schädigung. Die Vergiftung kann sich so über einen längeren Zeitraum hinziehen, weil das Gift nicht abgebaut wird, sondern sich in der Leber ansammelt, bis es schließlich die tödliche Menge erreicht hat.

 

Im fortgeschrittenen Stadium der Vergiftung  mit Jakobskreuzkraut werden die Anzeichen einer Lebervergiftung deutlicher: Die Pferde scheiden dunklen Harn aus, die Augäpfel verfärben sich gelb (Gelbsucht) und das Blutbild lässt die Lebervergiftung erkennen. 
Hier kann man noch versuchen, die geschädigte Leber zu unterstützen, in der Hoffnung, dass sich die Leberzellen erholen und regenerieren.

 

Im Endstadium wandern die Pferde ziellos umher (Walking desease). Die Pferde taumeln regelrecht, haben Schwierigkeiten, die Balance zu halten und lehnen ihren Kopf an der Wand oder am Futtertrog an. Das Nervensystem ist gelähmt vom Gift. Dann bleibt meist nur noch ein Weg…

 

Je früher eine Vergiftung erkannt wird, umso besser stehen die Heilungschancen. Umso wichtiger ist es daher, aufmerksam jede Veränderung und Symptome zu beobachten.  

 

In diesen Fällen sollte schnellstmöglich ein Tierarzt aufgesucht werden.

Jakobskreuzkraut bekämpfen

 
Jakobskreuzkraut vermeiden

Eine geschlossene, gepflegte Grasnarbe verhindert, dass sich Jakobskreuzkraut ausbreitet. Dafür muss man die Wiese…

…schleppen

…striegeln

…walzen

…angepasstes düngen 

…regelmäßig abäppeln, damit keine Geilstellen entstehen

…kahle Stellen nachsäen

…Überweidung vermeiden, angepasste Besatzdichte verhindert Trittschäden (Faustformel: maximal drei Pferde je ha).

 

Jakobskreuzkraut auf der Weide

Wächst Jakobskreuzkraut auf der Weide, muss anders angegriffen werden. 

  • Vor Blütebeginn hilft Mähen, dadurch wird die Samenbildung und die Ausbreitung von Jakobskreuzkraut verhindert
  • Blühende Pflanzen, ausstechen. Hierbei ist wichtig: Die Wurzel muss auch entfernt werden. Achtung: Die Pflanze hat stark ausgeprägte Pfahlwurzeln
  • Reste vom Kraut nicht auf der Weide liegengelassen
  • NICHT auf den Kompost oder Misthaufen werfen. Die Samen bleiben erhalten.
  • Kreuzkraut in stabilen Müllsäcken oder in verschließbaren Garten-Säcken sammeln
  • Entsorgen über die Restmülltonne
  • Handschuhe tragen um Hautkontakt zu vermeiden

 

Bei großflächiger Ausbreitung, hilft nur noch Abspritzen mit Chemie. Nach dem Abspritzen müssen die Pflanzen ebenfalls abgemäht und entsorgt werden.

 

Wächst auf dem Nachbargrundstück auch Jakobskreuzkraut, sollte auch hier Abhilfe geschaffen werden. Eine einzige Pflanze kann bis zu 150 000 flugfähige Samen bilden.

 

Man könnte auch noch auf eine ganz natürliche Eindämmung dieser Pflanze hoffen: die Raupe des Jakobskrautbärs und der Blutbär, ein Nachtfalter, sind die natürlichen Fressfeinde der Giftpflanze.

 

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