Nasses Wetter, matschiger Paddock und wenig Bewegung … und schon ist sie da… die sogenannte “Strahlfäule”! Beim Hufe auskratzen bemerkt man einen faulen Geruch, es haben sich Bakterien und Pilze eingenistet. Das kann verhindert werden. Denn die Rehabilitierung dauert IMMER länger, als das Pferd „kaputt zu bekommen“. Wie du Strahlfäule frühzeitig erkennst, welche Ursachen sie hat und wie du vorbeugen und behandeln kannst, erfährst du hier!
Strahlfäule beim Pferd – Übersicht
Die Strahlfäule beim Pferd bezeichnet Fäulnisprozesse am Huf und dem angrenzenden Gewebe wie Strahl, Sohle und Hufballen.
Auslöser hierfür sind Bakterien, die in die mittlere und anschließend in die seitlichen Furchen des Strahls eindringen, hierdurch können tiefe Taschen entstehen. Für Bakterien ist es das ideale Milieu um sich zu vermehren: Feucht, warm und wenig Sauerstoff. Dabei zersetzen sie Stück für Stück den Strahl des Pferdehufes. Hier entsteht auch die typische bräunlich-schwarz faulig riechende Masse.
Der Strahl, mitten im Huf, ist ein wichtiger Teil des Hufmechanismus und für die Stoßdämpfung enorm wichtig, so kann man sich vorstellen dass ein „zerfressener“ Strahl das korrekte Auffußen unangenehm, wenn nicht sogar unmöglich macht.
Ein kräftiger Strahl mit Bodenkontakt, nicht eingezwängt und gute Strahlpolster hat ist wesentlich widerstandsfähiger und dadurch seltener betroffen. Die Hufbearbeitung macht hierbei auch sehr viel aus.
Aber wie konnte es so weit kommen? Strahlfäule entsteht nicht über Nacht, dennoch erkennt man es erst wenn es schon zu spät ist. Der Zusammenhang von schlechtem Laufen und Strahlproblemen wird oft unterschätzt.
Über die Ursachen von Strahlfäule kursieren viele Theorien und Ansichten.
Meistens sind jedoch die Ursachen für Strahlfäule beim Pferd andauernde Feuchtigkeit, wodurch der Huf aufgeweicht wird, ein matschiger Untergrund wie Paddock oder Weide. Der aufgeweichte Huf lässt feine Risse entstehen und die Bakterien haben freie Bahn. Dazu kommen ungünstige hygienische Bedingungen, wie z.B. Mistmatratzen. Die Kombination aus Kot und Urin im feuchten und warmen Stroh lässt Ammoniak entstehen, dadurch wird der Huf angegriffen.
Boxenpferde sind dadurch eher von Strahlfäule betroffen. Durch wenig Bewegung, kann der Huf kein qualitativ hochwertiges Horn mehr produzieren. Bewegung regt die Durchblutung im Huf an, macht ihn widerstandsfähiger und weniger anfällig für Strahlfäule.
Ein gesunder Strahl wächst beständig nach, hat das Pferd aber Strahlfäule, ist der Zersetzungsprozess so schnell, dass das gesunde Horn nicht schnell genug nachwachsen kann.
Mögliche Ursachen sind:
- ungünstige Hygiene im Stall, Paddock, Weide
- Fehlstellungen
- schlechte Hufbearbeitung
- Nässe und Matsch
- Mistmatratzen
- zu wenig Bewegung
- Schlechte Hornqualität
Du kratzt den Huf aus und es riecht unangenehm gammelig?Strahlfäule äußert sich durch schwarzes, zersetztes Strahlmaterial. Hier haben sich die Bakterien schon ausgebreitet.
Strahlfäule kann schmerzhaft für das Pferd sein. Es kann zur Entlastung des hinteren Hufbereiches führen. Dies ist meistens nicht direkt sichtbar, sondern es wird eine unphysiologische Zehenfußung festgestellt. Die Zehenfußung überlastet die Knochen und Bänder.
Zu spät oder gar nicht erkannte Strahlfäule, kann das gravierende Folgen haben. Pferde sind Fluchttiere und können sehr viel tolerieren und aushalten. Deshalb fällt auch oft nicht auf, dass die Hufe in einem schlechten Zustand sind, denn das Pferd „läuft ja noch“. Das Pferd verspürt aber bei jedem Schritt Schmerzen und im schlimmsten Fall könnte eine Entzündung der Huflederhaut oder sogar Lahmheit eintreten.
Typische Symptome der Strahlfäule sind:
- Druckschmerz auf steinigen und harten Böden
- Empfindlich beim Auskratzen
- schwarze, stinkende Absonderung am Hufstrahl und in den Furchen
- Zehenfußung
- im schlimmsten Fall Lahmheit
Wie kann ich Strahlfäule vorbeugen und behandeln?
Das Wetter können wir nicht beeinflussen, aber die Sauberkeit und Hygiene im Stall, auf den Paddocks und Wiesen schon. Nicht zu vergessen, die Hufe selbst.
Die besten Erfolge erzielt man durch Verbesserung der Bedingungen für den Huf: Trockene, saubere Böden, regelmäßiges Hufe auskratzen, häufiges Misten und abgeäppelte Koppeln.
Eine ebenso große Rolle spielt die Ernährung, denn auch sie hat großen Einfluss auf die Hufqualität. Wichtige Nährstoffe die den Huf und den Strahl stärken sollten nicht außer Acht gelassen werden.
- Trockene und saubere Ausläufe
- häufig misten und Koppeln abäppeln
- sauberes Einstreu, am besten keine Mistmatratzen
- Tägliches Hufe auskratzen
- regelmäßiges ausschneiden & kontrollieren der Hufe durch Hufschmied, -bearbeiter, -pfleger
- ausreichend Bewegung
- nicht in den Matsch stellen
- regelmäßiges desinfizieren der Hufe
Behandlung von Strahlfäule
Wird Strahlfäule oder auch Pilz rechtzeitig erkannt, hast du und dein Pferd gute Voraussetzungen und du kannst mit natürlichen Mittel unterstützen. Von Innen, sowie von Außen.
Kratze die Hufe wie gewohnt aus, wasche sie etwas ab, du kannst auch ein kurzes Hufbad deinem Pferd gönnen. Aber nicht zu sehr einweichen lassen.
Danach Hufe trocknen, vor allem die Strahlfurchen.
Apfelessig:Wasser (1:1) aufgesprüht oder als Hufbad simulieren den PH-Wert eines gesunden Hufes und sind meine No.1 bei leichten Problemen und zur Pflege. Propolis ist ebenfalls ein gutes Hausmittel.
Generell freut sich der Strahl über Calendula-Creme/-Gel (Ringelblume) zum Strahlwachstum, denn es unterstützt Hautgewebe bei der Heilung.
Ist die mittlere Strahlfurche betroffen und dadurch sehr tief (Hufkratzer kann darin versenkt werden), teilweise bis ins lebende Ballengewebe (Achtung, sehr schmerzhaft), dann hat sich folgende Behandlung bewährt:
- trockenen Mull tief hineinstopfen und solange reinigen bis sauber der Mull sauber bleibt
- frischen Mull mit Mittel der Wahl tränken und viel Mull tief und fest stopfen
- Mull verbleibt in der Furche und wird bestenfalls täglich erneuert (spätestens alle 3 Tage und zwischendurch „angießen“)
❗ NEVER EVER HUFTEER, dieser schließt den für den Heilungsprozess so wichtigen Sauerstoff aus und bildet ein noch besseres Paradies für Bakterien!
Bei sehr hartnäckigen oder sehr fortgeschrittenen Fällen sollten die Pferde einige Zeit gesondert „aufgestallt“ werden. Die Box sollte täglich neu eingestreut werden und penibel sauber gehalten werden. Das Pferd sollte die nächsten Wochen auf keine matschigen Paddocks, Wiesen oder Ausläufe. Regelmäßiges Schneiden der befallenen Stellen und Taschen am Strahl und Ballen sollte auch gewährleistet sein.
Hufgesundheit
Der gesunde Huf
… kann schmerzfrei über jeden Boden laufen.
Viele Pferde können nur dann barhuf über jeden Boden laufen, wenn mehrere Faktoren zusammenspielen: Korrekte Hufbearbeitung und ausreichend Bewegung auf unterschiedlichen Böden (10-30km/ Tag wären optimal). Die Bewegung und die Bodenreize stimulieren den Huf, und sorgen somit für eine gute Durchblutung und regen die Hornproduktion von qualitativ hochwertigem Horn an. Für die meisten Pferde ist dies der Schlüssel zum Erfolg.
Mangelnde Bewegung (insbesondere auf weichen Böden) in der Aufzucht, zu frühes Beschlagen (wenn der Huf noch im Wachstum ist) oder Erkrankungen (z.B. Hufknorpelverknöcherungen, Athrosen, Spat, etc.) ein Grund dafür sein, dass ein Pferd auf harten, unebenen Böden nur mit Hufschutz (z.B. Hufschuhe) geritten werden kann.
Was du immer im Kopf haben solltest, ist die Hufgesundheit deines Pferdes aufrecht zu halten. Die Hufe sind das zweite Herz deines Pferdes. Der Hufkomplex erfordert eine ganze Reihe von Nähstoffen, wie Biotin und Zink, welche das Wachstum fördern, genauso wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die ihn geschmeidig halten.
Das Spurenelement Zink ist besonders wichtig. Ein Zinkmangel begünstigt den Befall von Fäulniserregern. Lese mehr dazu unter Zink.
Wurden nicht genügend Nährstoffe über die Nahrung aufgenommen, hat das Pferd bei Strahlfäule nicht die Kraft
- stabiles Horn zu bilden, welches Bakterien standhält und
- ein Immunsystem aufzubauen, dass der Bekämpfung der Fäulniserreger dient.
Denke daran, die Hufe haben eine schwere Aufgabe zu erfüllen: Sie müssen das enorme Gewicht des Pferdes tragen und bei jedem Schritt und jedem Sprung stoßdämpfend wirken, damit die Gelenke des Pferdes geschont werden.
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